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Bundesland Hessen - Umweltschutz - Mühlen vor dem Aus

Unter der Überschrift "Müllers Frust - Jahrhunderte alten Mühlen in Hessen droht das Aus, weil ihnen ein Erlass des grün geführten Umweltministeriums das Wasser abgräbt. Ein Besuch bei einem Betroffenen"

 - veröffentlichte die WELT am Sonntag in der Nr. 10 am 8. März 2021 einen Artikel, der sich mit der Misere Deutscher wasserkraftbetriebener Kleinmühlen und hier insbesondere der im Bundesland Hessen befasst. Hannelore Crolly und Marcel Leubecher schreiben ausführlich über die Existenzängste der Müllermeister Zinn aus der Ulstermühle.
Nachlesen kann man das (sofern man die Seite der "WELT am Sonntag abonniert"). Da man aus urheberrechtlichen Gründen den Artikel hier nicht einfügen kann in Kürze die Knackpunkte des Themas:
Seit 500 Jahren existiert die Wassermühle an der Ulster in der Brunnengasse 17, 36142 Tann (Rhön). Die Mühle produziert mit Wasserkraft und versorgt die Bäckereien der Umgebung mit ihren Produkten, arbeitet also ökologisch und regional. Geht es nach dem Willen des 'grün' geführten, hessischen Umweltministeriums, droht der Mühle ein Desaster. Wegen des sogenannten "Mindestwasser-Erlasses" wird der Mühle und damit zugleich auch anderen Wasserkraftnutzern je nach Niederschlagsmengen im Bundesland eine bis zu 2/3 verringerte Wassermenge zugestanden, was praktisch das Aus für Wasserräder oder Turbinen bedeutet. Die Begründung ist ebenso fadenscheinig wie unsinnig, denn Kleinstwasserkraftwerke wie frühere Wassermühlen oder auch die produzierende Mühle der Müllermeister Zinn (jun. & sen.) liegen an Mühlgräben, die Wasser aus einem Bach oder Fluss abzweigen. Das dürfen sie nur soweit, dass das eigentliche Bach- oder Flussbett nie trockenfällt, weil sonst die im Gewässer lebenden Tiere zugrunde gingen. Es gibt also seit Jahrhunderten festgelegte Stauhöhen. Früher setzte man dazu 'Merkpfähle' und sorgte so dafür, dass die Müller ihre Umwelt und die Belange der Nachbarschaft berücksichtigten. Wenn also Menschen die Zusammenhänge zwischen ihren Arbeitsmitteln und den Auswirkungen auf die Umwelt begreifen, dann sind es solche traditionsbewussten Müller und Landwirte, die ökologisch produzieren.

Zeitungsnotiz Volksstimme Das aber interessiert im Umweltministerium scheinbar niemanden, denn wie aus der durch die grüne Umweltministerin Frau Priska Hinz geführten Behörde verlautete, habe die Wasserkraft im Bundesland ohnehin nur einen Anteil von etwa 2-3% am Gesamtenergieaufkommen, SEI ALSO VERNACHLÄSSIGBAR!
Eine recht merkwürdige Auffassung, die man nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen sollte. Auf jeden Fall ein guter Grund zur nächsten Wahl zu gehen und sich VORHER gut zu überlegen, ob man jenen selbst ernannten 'Spezialisten' und 'Spezialistinnen' sein Vertrauen schenkt. Auch die Argumentation, dass die Gewässer durch den Rückbau von Staueinrichtungen oder den Einbau von 'Fischaufstiegshilfen' durchlässiger gemacht werden müssten ist Unsinn. Fische und andere Gewässerbewohner#Innen sind auch ohne Unterstützung klug genug, um Wehre und Turbinen zu umschwimmen, ansonsten wären die Oberläufe der Flüsse und Bäche schon vor Jahrhunderten völlig verödet. Das Gegenteil aber war der Fall, denn viele Wassermüller hatten Fischrechte und mussten einen Teil ihres Fanges der Mühlenherrschaft abliefern. Die Verödung ganzer Gewässerabschnitte haben wir bestimmt nicht der Existenz von Wassermühlen zu verdanken, sondern viel eher der Belastung der Gewässer in den vergangenen hundertfünfzig Jahren mit Abwässern, Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln. Übrigens war vor einigen Tagen in unserer Regionalzeitung zu lesen "die Grünen sehen sich unmittelbar beauftragt vom Klima." Klang irgendwie so vertraut wie "Das Lied der Partei...", die hatte ja auch immer recht. Ist am Ende aber doch den Bach runter...

Hier noch ein Artikel unter der Überschrift: Hessens Grüne wollen Mühle das Wasser abgraben.

Der vorstehende Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder und muss nicht mit den Auffassungen der Vereinsmitglieder des 'Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V.' übereinstimmen.


Inzwischen haben wir ja bekanntlich eine neue Bundesregierung. Nach mehr oder weniger eifriger Wahlbeteiligung ist eine "Ampelkoalition" entstanden. Wir dürfen gespannt sein, was sich im Verlauf der Legislaturperiode alles verbessert.
Jetzt allerdings gilt es erst mal, gegen den Krieg zusammenzustehen.

Denkmalschutz





Wie sie sehen, ist hier noch ausreichend Platz, um ihren Beitrag zu veröffentlichen. Gern greifen wir ihre Anregungen auf. Jede Zuschrift, die in den Rahmen dieses Webauftritts passt können wir hier veröffentlichen, vorbehaltlich einer mit ihnen abgestimmten, redaktionellen Überarbeitung.

Libehna

Zustand der Mühle vor der Sanierung Etwa 8km südöstlich von Köthen (Anhalt) liegt Libehna, heute Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt. Tatsächlich findet sich ein Eintrag bei Wikipedia zum Ort, selbst eine Bockwindmühle wird erwähnt. Auch wenn man den Ort bei einem sehr bekannten Kartendienst sucht, findet sich ein Hinweis auf die Mühle.
Was aber beide Quellen nicht verraten ist die Tatsache, dass es sich hier nicht um 'irgendeine historische Bockwindmühle' handelt. Diese Mühle hat ein ganz besonderes Merkmal, das scheinbar nicht mal allen Mühlenfreundinnen und Mühlenfreunden bekannt ist. Erstaunlicherweise wird diese Besonderheit auch auf der  Webseite des dortigen Bürgervereins nicht erwähnt. Ob das nun daran liegt, dass eine ältere Notiz in den Hintergrund gerückt ist, ist nicht ersichtlich. Tatsache aber ist, dass diese Mühle nicht nur dank einer aufgeschlossenen Bürgermeisterin und zahlreicher Bürgerinnen und Bürger noch in den 80er Jahren des 20. Jhds. instandgesetzt wurde, sie ist später durch den Mühlenfreund Stefan Lander komplettiert und wieder in einen betriebsfähigen Zustand versetzt worden, so dass dieses einzigartige Zeugnis der Mühlenbaukunst hoffentlich noch eine lange Zeit zu Mühlenfesten vorgeführt werden kann.

Worin denn nun die beschriebene Einzigartigkeit besteht beschreibt der folgende Artikel (Lesezeit etwa 12 min).

 

Bergwitz

Die Bockwindmühle am östlichen Ortsrand von Bergwitz (OT von Kemberg) steht seit Jahren auf recht wackligen Füßen, doch jetzt scheint es tatsächlich, als wäre eine Rettung der Mühle in Sicht.
Ein Mühlenfreund schrieb in unser Gästebuch, dass man gewillt sei, die Mühle herzurichten und bat zugleich um Aufmerksamkeit für dieses Vorhaben. Allem Anschein nach wird ein privater Investor die Sanierung der Mühle bestreiten, um sie dann auch und insbesondere für ein breites Publikum zu öffnen.
Inzwischen hat auch eine erste (vorsichtige) Kontaktaufnahme per E-Mail und Telefon stattgefunden, so dass die Weichen für eine nutzbringende Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V. gestellt werden können.
Glück zu! bei diesem Vorhaben.



 

Chörau

Als ich vor Jahren MF Dr. W. zum ersten Mal sah, hatte ich den Eindruck, der Mann brennt ja förmlich für seinen Wunsch, die verfallende Mühle in Chörau zu retten. Und tatsächlich legt er bei der Sanierung der historischen Mühlenstätte eine Energie an den Tag, die mich immer wieder verblüfft, manchmal sogar etwas neidisch macht.
Stück für Stück hat er die maroden Gebäude und die verrottete Mühlentechnik mit einer Handvoll Leute aufgearbeitet, jede Maschine zerlegt und wieder zusammengebaut, die elektrische Anlage erneuert und außerdem die Gebäude grundhaft saniert und so Stück für Stück die Mühle zum Leben erweckt.
Da die im Schlamm versunkene Ossberger Turbine nicht zu retten war, sie wird künftig nur als Anschauungsstück dienen, wird also ein neues Wasserrad gebaut, wie es sich für eine ordentliche Wassermühle eben gehört.
Und mal ehrlich, es würde mich nicht wundern, wenn Fürst Wolfgang von Anhalt irgendwann wieder in der Mühlentür stünde...



Inzwischen habe ich erfahren, dass nun sogar der MDR in der Mühle zu Gast war, also ist das Kleinod im Osternienburger Land zwischen Aken (Elbe), Dessau-Roßlau, Köthen (Anhalt) und Bernburg (Saale) soweit wiederhergestellt, dass man die ersten Gäste empfangen kann. Ein etwas längerer Beitrag soll am 28. März um 11:40 Uhr im MDR gesendet werden, man darf gespannt sein.

 

Sachsendorf

Ein weiteres 'Problemkind' unserer Mühlenlandschaft ist die Bockwindmühle am 'Nordwestzipfel' von Sachsendorf (OT von Barby (Elbe).
Die Mühlenfreundinnen und -freunde dort sind seit Jahren dabei, die Mühle vom Anfang des 18. Jahrhunderts nicht nur zu erhalten, sondern soweit herzurichten, dass sie windgängig und sicher die nächsten 300 Jahre übersteht und als ein sichtbares Zeichen von Handwerskunst und Teil unseres Kulturerbes besichtigt werden kann.
Dass ein solcher Prozess nicht im Handumdehen bewältigt wird, dürfte jedem klar sein, der sich selbst schon an solchen oder ähnlichen Vorhaben versucht hat.

Lassen wir hier Th. N. als profunden Kenner der Materie zu Wort kommen.
Bockwindmühle Sachsendorf (PDF etwa 8min Lesezeit)

 

Die Sargstedter Bockwindmühle

1842 wurde diese Mühle gebaut.

Lange Zeit wurde diese Mühle als Wochenendhaus genutzt und deswegen die Technik zum größten Teil entfernt. Abgesehen von Rutenwelle, Kammrad und Bremse war fast nichts mehr, was die Mühle ausmachte vorhanden. Zwei Bodensteine hatte man ihr gelassen, zum Glück muß man sagen. Denn sonst, so hatte mir mal der letzte Windmüller von Dingelstedt (Huy) erklärt, geriete eine Bockwindmühle sehr leicht aus dem Gleichgewicht, was meist fatale Folgen für die Standsicherheit habe...

Nach dem Kauf der Mühle gingen die neuen Besitzer sofort daran, sie von dem umgebenden Bewuchs zu befreien, ließen Steert, Treppe und Podest erneuern und begannen mit den allernötigsten Instandsetzungen. Und dann, nach vielen Jahren der Abgeschiedenheit lud man die Sargstedter und Sargstedterinnen mit Kind und Kegel und Gästen von Nah und Fern ein, sich in der Mühle umzuschauen.
Die Besitzer der Mühle haben es sich zum Ziel gesetzt, die Mühle so weit herzurichten, dass sie wieder vor dem Wind geht und mahlen kann. Brot und Kuchen aus selbst gemahlenem Mehl gehören einfach zu so einer würdigen alten Dame und deswegen erfolgten im Jahr 2020 weitere Reparaturen.

Erst vor wenigen Wochen erneuerte die Firma Blümner Holzbau den Wellbalken, richtete das windseitige Lager der Flügelwelle her und setzte die Presse instand. Das ist eine hölzerne 'Bremse' die das mehr als 3m große 'Kammrad' fest umschließt, so dass die Mühlenflügel sich nicht von selbst in Bewegung setzen können.
Auch der seit langer Zeit umbaute Mühlenbock wird freigelegt, denn der Bau verhinderte es, die Mühle in den Wind zu drehen. Und außerdem hat der Mühlenbock Schäden, die möglichst bald behoben werden müssen, damit die Standsicherheit der rund 30 Tonnen schweren Holzkonstruktion nicht darunter leidet.
Noch viel Arbeit wartet auf die 'Mühlenherren', dazu wird noch manch Tropfen Schweiß fließen und der eine oder andre Euro den Besitzer wechseln, aber die Arbeiten sind auf einem guten Weg.

Glück zu! - ist hier nicht nur Müllergruß sondern auch der Wunsch, den man als Mühlenfreund gern mit auf den Weg gibt.

ElevatorkopfElevatorkopf
Das KammradDas Kammrad
Die Mühle selbstDie Windseite der Mühle
Ein Elevator ist ein 'Stetigförderer' - DIE rückenschonendste Erfindung in der Müllerei. Mechanisch wird Getreide oder ein Zwischenprodukt wie von Zauberhand aufwärts dorthin transportiert, wo es der nächste Arbeitsschritt erfordert. Vorher wurden die Mahlgänge mit der 'automatischen Buckelbeschüttung' gefüllt, soll heißen, Getreide im Sack nach oben ziehen, auf den Rücken nehmen und dann ein paar Stufen hinaufsteigen, um das Korn in den Mahlgangstrichter zu schütten. Kornsäcke wogen mitunter bis zu 100kg!