Betrügereien

zuletzt ergänzt 25.03.2021

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Müller und Betrüger

Allgemein wird immer wieder von der 'Unehrlichkeit' der Müller gesprochen, als wären die Müllersleute allesamt Spitzbuben gewesen. Sicher gab es unter ihnen auch Zeitgenossen, die sich Diebereien erlaubten. Aber demgegenüber wussten Bauersleute sehr wohl, was sie an Mahlgut für ihr Korn zu bekommen hatten. Sie waren manchmal vielleicht weniger raffiniert als der eine oder andere Müller, aber den Wert ihrer Arbeit wussten sie schon einzuschätzen und es soll gar nicht so selten gewesen sein, dass sich die Mahlkundschaft über einen habgierigen Müller beschwerte oder gegen ihn vor Gericht zog und den Prozess gewann.
Im Folgenden wollen wir aufzeigen, was man unternahm, um Diebstahl und Betrug in der Mühle vorzubeugen, welche Strafen angedroht (und sicher das eine oder andre Mal) auch vollstreckt wurden. Wir wollen aber auch beschreiben, mit welchen Schlichen sich der eine oder andre arglistige Landmann einen Vorteil zu verschaffen suchte.
Bis man in den Mühlen verbindlich die Aufstellung einer 'Mühlenwaage' vorschrieb, verwendet man als Raummaße Scheffel (auch Schaff, Schöffel, Sümber oder Sümmer u.a.) und Metze (auch Matt, Matze) um die vermahlene Getreidemenge und den Mahllohn zu bestimmen. Zwar waren diese Maße regional sehr unterschiedlich groß, aber das Verhältnis zwischen Scheffel und Metze war überall obrigkeitlich festgelegt, es reichte von 1/12, 1/14 oder 1/16 Scheffel für die Metze. (Lesen sie dazu auch die Mühlenordnung auf der Seite Literatur.

© 09.04.2020 Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V

Der 'Mahlzwang als Ursache für Konflikte'

Der durch die Grundherrschaft verordnete Mahlzwang sorgte dafür, dass die Einnahmen der herschaftlichen Mühle regelmäßig und in berechenbareer Größe flossen. Während die Bauern auf ihren Äckern schufteten, um die Familie satt zu bekommen und ein paar Groschen für die nötigsten Anschaffungen zu verdienen mussten sie mit ansehen, dass mancher Müller immer fetter wurde, seinen Wohlstand mehrte und oftmals auf die 'dummen Bauern' herabsah.
Natürlich vermutete man in dieser unbekannten Maschine, die von Wasser oder Wind angetrieben 'Korn fraß und Mehl ausspie' nicht selten, das Werk des Teufels. Zahllose Mühlensagen ranken sich darum, dass der Wohlstand des Müllers wuchs, weil er mit dem Teufel im Bunde war.
Außerdem hielt sich hartnäckig der Verdacht, dass die Müller zu ihren Gunsten einen Teil des Mehls verschwinden ließen und so ihren Wohlstand mehrten. Das äußerts sich z.B. in Spottversen wie diesem hier:

Müller und Bäcker stehlen nicht, man bringt's ihnen.

Der Müller mit der Metzen,
Der Weber mit der Krätzen,
Der Schneider mit der Scher,
Wo kommen die drei Diebe her?

oder Der Müller hat die fettesten Schwein, die im ganzen Lande sein.

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Diebstahl von Mehl (Dublin 14. Jhd.)

Any miller convicted of stealing corn or meal entrusted to him, to the amount of four pence, shall be hanged from the beam in his mill.
If the owner meal shall not prosecute, the Mayor and the bailiffs shall do so...
"From the 14th century Dublin Chain Book, whích was chained to the Dublin Guildhall for reference by citizens. Contained in the Calendar of Ancient Records of Dublin, Vol. 1, p. 230

Wenn ein Müller überführt war, Korn oder Mehl im Wert von mehr als vier Pence gestohlen zu haben, sollte er an einem Balken seiner Mühle erhängt werden. Wenn der Eigentümer des Mehls dies nicht vollstrecken wollte, sollte es der Bürgermeister mit den Gerichtsdienern tun.
Enthalten im Dubliner Handelsbuch aus dem 14. Jahrhundert, aufbewahrt im Dubliner Rathaus zur Einsichtnahme der Bürger. Enthalten im Kalender der historischen Aufzeichnungen Dublins, Band 1, Seite 230

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13.06.2022 © Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V.