Historische Entwicklungen in der Müllerei
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zurück zur vorhergehenden SeiteHier wollen wir versuchen unseren Vereinsmitgliedern Details über die Entwicklung der Müllerei in Deutschland
näherzubringen. Quellen dafür sind natürlich in der doch recht zahlreich vorhandenen, älteren Fachliteratur immer
wieder zu finden.
Da solche Literatur jedoch nicht immer und überall zur Verfügung steht wollen wir hier den einen oder anderen,
hoffentlich interessanten Beitrag abdrucken. Sofern es sich hierbei um Werke handelt, deren Urheberechte noch
nicht erloschen sind, sind sie in entsprechender Weise gekennzeichnet. Eine bloße Übernahme ohne den
Herkunftsvermerk ist unzulässig.
Königlich Preußisches Erneuertes und geschärftes Mühlen-REGLEMENT,
im Fürstenthum Halberstadt,
wie auch
der Grafschaft Hohenstein,
und
Herrschafft Dehrenburg.
De Dato Berlin, den 18ten Julii 1751.
HALBERSTADT
Gedruckt bey dem Königl. Preuß. Regierungs-Buchdrucker,
Nicolaus Martin Langen.
Königlich Preußisches Mühlenreglement von 1751
Quelle: Altmärkisches Intelligenz-und Lese-Blatt Nr. 63. Dienstag den 7. August 1855
Betrifft die Einführung der Mühlenwaage in allen Mühlen des Preußischen Staates ab 4. Juli 1855
Quelle: Müller-Kalender 1950, Fachbuchverlag Leizig Seite 229/230
Zitat Anfang: Die Müllerei war bis vor etwa 120 Jahren denkbar einfach. Es gab für die Zerkleinerung der Brotfrucht nur die Mühlsteine, als Hilfsmaschinen zum Absortieren der gröbsten Schalen den sogenannten Scblagbeutel. Von den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ab führte sich dann die amerikanische und englische Mahlweise in Deutschland immer mehr ein. Sie verwendete seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausschließlich Franzosensteine und benutzte Siebzylinder, bespannt mit holländischen Spezialgewebe, sowie Becherwerke und Schnecken für den Mahlguttransport durch mehrere Stockwerke. In Deutschland wurde 1825 die erste amerikanische Mühle in Magdeburg erbaut. Anfang der 80er Jahre war man aber bereits soweit gekommen, daß Müller die die Vereinigten Staaten bereist hatten, übereinstimmend mitteilen konnten, daß man von den Amerikanern nichts mehr lernen könne.
1932 stellte man in der Schweiz die erste Seidengaze für Mühlenzwecke her.
1810 wurde in Österreich die Grießputzmaschine von dem Mühlenbesitzer Ignatz Paur erfunden. Es entwickelte sich die österreichische ungarische Hochmüllerei. Der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem ungarischen Mahlverfahren bestand in der Art und Anzahl der Schrotungen: Die Amerikaner schroteten nur viermal, die Ungarn acht-, zuweilen auch neun- bis zehnmal. Daraus ergab sich eine ausgedehnte Weiterverarbeitung der mehr als doppelt soviel anfallenden Zwischenprodukte.
1834 entstand der erste brauchbare Walzenstuhl, gebaut von dem Züricher Ingenieur Sulzberger, 1873 der Porzellanstuhl von Friedrich Wegmann aus Zürich, der eine grundlegende Änderung in der Müllerei herbeiführte. Von den Porzellanwalzen wurde das Grießmehl bedeutend heller als von den Mahlsteinen; auch der Dunst ließ sich nun auf diesen Walzen gut vermahlen. Mechwart, ein geborener Würzburger, benutzte für den Stuhl später Hartgußwalzen und erfand die schräge Riffelung. Von den in der Entwicklungszeit des Mühlenbaues zahlreich abgehaltenen Müllereimaschinen-Ausstellungen war die Leipziger Ausstellung im Jahre 1869 die erste. 1861 trat neben den Sichtzylinder die Zentrifugalsichtmaschine eines Dresdener Mühlenbaumeisters. 1887/88 entstand der Haggenmachersche Plansichter, 1895 der Plansichter von Konegen mit geteilter Anordnung des Siebpaketes. 1900 kamen Stützpendel-Plansichter auf. Die grundsätzliche Idee des Freischwingers stammt aus dem Jahre 1894.
Ungarn war führend in der Müllerei von etwa 1860 bis 1900, um 1900 ging diese Führung auf dem Kontinent an Deutschland über, wo besondere am Rhein und in den Nordseehäfen viele Großmühlen entstanden waren. 1910 war Mannheim der größte Mühlenplatz in Deutschland mit einer täglichen Vermahlungsleistung von 25 000 dz. Magnetapparate wurden zuerst 1877 gebaut. Die Bürste soll erstmals 1770 für Müllereizwecke angewandt worden sein. Eine Knoblauchauslesemaschine mit Gummiwalze kam 1878 aus Zürich. Die Speisewalze scheint die Erfindung eines Franzosen aus dem Jahre 1835 zu sein. Der Trieur wurde vor 1845 von dem Franzosen Vachon erfunden und ab 1867 von dem Deutschen Mayer wesentlich verbessert.
In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam die Belüftung der Mahlgänge auf, in den 60er Jahren wurde der Mahlgangsfilter eingeführt. Mühlsteine aus Porzellan hat es 1879 gegeben, um dieselbe Zeit auch Mühlsteine aus Glas. 1884 wurde Walzenkühlung durch Wasserfüllung versucht, 1887 die Aspiration bei Walzenstühlen eingeführt.
Ein Prallzerkleinerer wurde 1881 patentiert. Das bewegliche Becherwerk für Schiffsentladungen wurde um 1880 herausgebracht. Der zylindrische Eisensilo wurde 1877 Nagel & Kaemp patentiert. Der Fahrstuhl in Mühlen ist eine Erfindung von Andreas Gärtner in Dresden aus dem Jahre 1717. Zitat Ende