Historische Entwicklungen in der Müllerei

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Einzelne Fachbeiträge, Artikel der Fachpresse, Fachbücher etc.

Hier wollen wir versuchen unseren Vereinsmitgliedern Details über die Entwicklung der Müllerei in Deutschland näherzubringen. Quellen dafür sind natürlich in der doch recht zahlreich vorhandenen, älteren Fachliteratur immer wieder zu finden.
Da solche Literatur jedoch nicht immer und überall zur Verfügung steht wollen wir hier den einen oder anderen, hoffentlich interessanten Beitrag abdrucken. Sofern es sich hierbei um Werke handelt, deren Urheberechte noch nicht erloschen sind, sind sie in entsprechender Weise gekennzeichnet. Eine bloße Übernahme ohne den Herkunftsvermerk ist unzulässig.

Dessauer Schloss- oder Stadtmühle und die Jonitzer Mühle

Die Mühle zu Dessau

(L. Würdig, Chronik der Stadt Dessau, In Commission bei Albert Reißner, Dessau 1876)

Zitat Anfang: "Es ist bereits erwähnt worden, daß die Mühle zu Dessau uralt ist und daß schon um das Jahr 1239 der Abt von Nienburg, dem die Gegend an der Mulde mit den meisten Dörfern gehörte, Einkünfte aus der Mühle zu Dessau bezog. In der Fehde zwischen Fürst Siegmund und Erzbischof Günther von Magdeburg im Jahre 1405 wurde die Mühle mit den Vordeichen und Brücken zerstört und abgebrannt.
Im Jahre 1422 erhielt die Stadt Dessau die Mühle von den Fürsten zum Wiederauf-bau überwiesen, wie wir aus nachfolgender (ins Hochdeutsche übertragenen) Urkunde ersehen.
"Wir Jürge, Johannes und Sigismund von Gottes Gnaden und unsere rechten Erben, Fürsten zu Anhalt und Grafen zu Askanien, bekennen in diesem offenen Briefe allen, die ihn sehen oder hören lesen, daß wir mit gutem Rate unserer heimlichen und lieben Getreuen uns vereint und vorgetragen haben mit den Bürgermeistern, Rathmannen und Bürgern, gemeiniglich unserer Stadt Dessau, unserer lieben Getreuen, als um unsere Mühle daselbst zu Dessau, die wir Ihnen wieder zu bauen getan und überantwortet haben mit Deichen (Dämmen) und mit allen Brücken, die man dazu bedürfe und haben muss. Dazu wir Ihnen mit unseren Landen und Leuten, auch mit Geld, Mühlsteinen, Brettern auf der Elbe, oder wie wir das haben; wenn etwas gebraucht würde, daß unsere lieben Getreuen die Bürger selbst unter sich oder bei anderen Leuten nicht könnten ausrichten und aufbringen, wollen wir Ihnen auch mit unseren Holzmarken an Hölzern, was unsere lieben Getreuen zu der Mühle Deichen und Brücken der genannten unserer Mühle bedürfen, auch mit Wegen und Stegen ohne alle Gefahr beistehen und zu Hilfe kommen; und ob dieselben unserer lieben Getreuen, die Bürger zu Dessau, etwas an Holz würden bedürfen und haben müssen, dass sie in unseren Holzmarken nicht haben oder erlangen könnten, da denn die Genannten, unsere Bürger, in den Holzmarken unserer Mannschaften Holz von wegen was sie bedürfen, würden abkaufen, des sollen unsere lieben Getreuen, die Bürger zu Dessau gänzlich mächtig sein. Und was sie dann in solchem Gelde ausgeben, auch ob sie einige Summen Geldes, zu der Mühle zu Hilfe, auf einen Zins gewinnen oder gewonnen hätten, so sollen sie die genannte Summe Geldes, Kapital und Zins, und auch alles andere Geld, was die genannten, unsere Bürger, zu der Mühle Nutz und Frommen und zu ihren in der Mühle Brücken aufleihen oder aufgeliehen hätten, alles auf die Mühle rechnen und dies von allen Nutzern der genannten Mühle nach redlicher Rechenschaft wieder aufheben und einnehmen. Wir sollen und wollen auch unseren lieben Getreuen den Bürgern ihren Briefen, die sie haben verschrieben auf Zins und Kapital keine Einsprache erheben, noch Ihnen dazu Einhalt machen ohne alle Fährlichkeit, auch ob sie einigen Schaden nehmen wenn sie (irgend) nach Geld zuvor Zinsen ausgezogen oder andern Schaden nehmen, die von solchem Geschäft der Mühle geschähe oder zukäme, auch ob sie kämen zu Schaden des Geldes wegen, dass sie auf heraus (dabei) gewonnen hätten auf welcherlei uns der Schaden zukommen möchte - alle den Schaden sollen die guten unserer Bürger auf die Mühle rechnen und diesen von allen Nutzern der Mühle wieder einnehmen, ohne alle Gefahr. Auch dieweil die genannten unserer lieben Getreuen die Summe Geldes, die sie in der Mühlen Nutzen geliehen und gegeben haben und den Schaden, ob sie einigen genommen hatten, gänzlich voll und allem nicht wieder anhaben, oder nach redlicher Rechenschaft wohl bezahlt sind, inzwischen sollen sie der Mühle mit allem Nutzen mächtig sein, bis dass Sie vollkommen und wohl bezahlet sind und genügen. Und wenn sie dann also befriedigt sind, dass sie Alles wieder haben, was sie aufgeliehen und an die Mühle verbauet haben mit Schaden, dann sollen und wollen wir unserer Mühle mit allem ihren Nutzen wieder mächtig sein. Wir wollen auch unsere Bürger zu Dessau mit keinerlei Abgaben bekümmern, deshalb sie Schoß aufnehmen müssten weil sie die genannte Mühle bauen und in Gewahrsam haben. Auch wollen wir die genannte Mühle bauen und in Gewahrsam haben. Auch wollen wir oder unsere Amtleute niemanden in unserem Lande die Mühlpforte zu Dessau verbieten, noch verbieten lassen und ihnen auch keinen Einfall oder Einsprache in die Mühle und ihren Nutzen oder in diesen unseren versiegelten Brief tun, das den genannten, unseren lieben Bürgern zu Dessau zu Schaden gereichen möchte, ohne alle Gefahr. Und da auch sie alles gänzlich neu geloben, sich auf uns berufen und berufen haben, also reden und geloben wir vorgenannte Fürsten zu Anhalt mit Kraft dieses Briefes ein solches gutes Gelöbnis ihnen wieder und sollen sie dieses also wieder gänzlich nach Laut dieses Briefes an uns finden ohne alle Gefahr usw. usw.
Gegeben nach Christi Geburt 1422 des Sonntags nach des heiligen Leichnams Tage."


Der kurze Sinn dieser langen, sehr schwerfällig stilisierten Urkunde ist: es sollten die lieben getreuen Rathmannen und Bürger zu Dessau die Mühle auf ihre Kosten und Gefahr neu aufbauen und sie so lange als ihr Eigentum betrachten, bis sie sämtliche Unkosten, auch Kapital und Zinsen, aus den Erträgen der Mühle gedeckt, worauf diese wieder in den vollen Besitz der Fürsten übergehen sollte- - - -

Diese von den Bürgern wahrscheinlich sehr leicht gebaute Mühle ließ Fürst Ernst im Jahre 1512 abbrechen und neu erbauen. Diese neue Mühle stand nur 33 Jahre. Anno 1545, Freitag den 9. Oktober, brannte sie bis auf den Grund nieder, wobei auch, wegen des heftig wehenden Ostwindes, das Schloss bedroht war.
Fürst Joachim baute sie im Frühjahr und Sommer 1546 von neuem auf und versah sie statt mit sechs mit sieben Mahlgängen und einer Walk-und Ölmühle. Eine Beutelmühle wurde erst später eingerichtet.
Der erste Mühlmeister und Pächter dieser neuen Mühle war Martin Wagener, ihm folgte Hans Mitternacht. Der Müller musste den Eid leisten in allen Dingen der Herrschaft getreu und fleißig zu sein und deren Bestes zu suchen. Zum gangbaren Zeug, auch zu den Mühlsteinen, zur Schmiedearbeit musste er den vierten Teil geben. Alles Holz zu den Bauten aber musste die Herrschaft anfahren lassen. Dasselbe wurde wegen der Nähe aus den Kreuzbergern, dem Stene'schen und Mühlwerder (zwischen dem Mühlendamm und dem Berber gelegen) und dem Elsholz im Tiergarten entnommen. Der Müller erhielt zum Lohn von jedem Scheffel eine Metze.
Anno 1595 finden wir einen Hans Zimmermann als Pächter der fürstlichen Mühle (Stadtmühle). Der betreffende Pachtkontrakt ist vom Kammermeister Johann Trolldenier, Hausvoigt Hans Schulze und Rentmeister Andreas Schuster unterschrieben Es ist hierbei von der "großen Mühle", der Beutelmühle und Walkmühle die Rede. Fünzig Jahre später wird auch eine Lohmühle erwähnt. Das Wort "Feise" (der Aufenthalt der Mühlbursche) kommt schon damals vor. Anno 1586 ließ Fürst Joachim Ernst die Mühle umbauen und mit neuen Gängen versehen.
Nach Zimmermann war Georg Hermann Mühlpächter. Im Jahre 1605 schrieb derselbe an die Kammer, dass sein Wohnhaus sehr baufällig sei und einer gründlichen Renovierung bedürfe. 1655 klagte der Müller über die große Baufälligkeit der Mühle. Fürst Johann Kasimir reparierte dieselbe und gab Befehl, daß sämmtliche Anspänner Dessaus Holz dazu anfahren und vor der "Schneidemühle" abladen sollten. Eine gleiche Verpflichtung traf die Adligen: Sie hatten 1637 die Materialien zu den Dämmen mit ihrem Gespann herbeifahren müssen.
Anno 1661 wurde die Mühle für jährlich 846 Taler an Nicol Steinhäuser verpachtet und diesem versprochen, sie ihm in gutem "Esse" zu übergeben (wohl vergleichbar mit "im guten Zustand" zu üebergeben...), worauf noch 50 Taler auf die Reparatur verwendet wurden. Um diese Zeit wird ein Damm am Berber erwähnt. Metzner bei Steinhäuser war Michael Schubert, Knappe Hans Elsner. Wegen eines 1661 durch das große Frühjahrswasser vor dem Damm gerissenen Lochs standen sämtliche Mühlen ein viertel Jahr still. Durch einen orkanähnlichen Sturm am 18. Juli 1662 hatte die "große Mühle" einen gefährlichen Riss bekommen und musste von neuem "gefasst" und "verwahrt" werden. Im Jahre 1664 wird wieder von einem großen Wasser berichtet, wobei der Mühlmeister "Leib-und Lebensgefahr" ausgestanden.
Nach Steinhäuser war Johann Töpner Mühlpächter. (Er erbaute auch 1693 die Mühle an Gänseteich (Gänsemühle) in Mosigkau und bekam die Erlaubnis, einen Schank darauf zu legen. Hierüber beschwerte sich der Amtskammerrat Hünnike in Dessau, der um dieselbe Zeit die Schenke in Mosigkau für 3500 Taler erbaut hatte. Die Kammer resolvierte: "weil kein Privilegium vorhanden, wonach in einer gewissen Entfernung von Mosigkau herum keine andere Schenke anzulegen, hat sich Beschwerdeführer zu beruhigen. Amtskamerrat Hünnicke besaß das Haus neben dem Ring, jetzt Hauswald sen.)
Unter ihm wurde 1694 durch die Fürsorge der Fürstin Henriette Katharine von Oranien die Mühle erbaut und folgende bis zum jüngsten Brande (21. Juli 1874) sichtbare Inschrift über dem Haupteingang derselben angebracht:
"Die Durchlauchtigste Fürstin, Frau Henriette Katharine, Fürstin zu Anhalt, geborene souveraine Prinzessin von Oranien, Herzogin zu Sachsen, Engern und Westfalen in Vormundschaft dero einigen Herrn Sohnes, Fürst Leopold's zu Anhalt, als Regentin des fürstlichen Anteils Dessau, hat hiesiges, vom Alter verfallenes hölzernes schlechtes Mühlengebäude von Grund auf steinern binnen drei Monaten erbaut im Jahre 1694."

Viel langsamer aber ging es mit der Aufstellung des gangbaren Zeuges. Erst am 29. November 1695 erbot sich Mühlmeister Töpner die laufende Pacht wieder zu zahlen, da er nunmehr sechs Mahlgänge wieder angelassen. Unter des Mühlmeisters Andreas Töpner Leitung wurde im Sommer 1695 ein großer Wasserbau am Berber im Thiergarten vorgenommen.
Von der Dessauer Mühle ist ferner zu berichten, das Fürst Leopold im Jahre 1727 den schon im Jahre 1499 bestehenden Zwang, wonach die Köthener in der Mühle zu Dessau zu mahlen hatten, aufhob. Die Köthener hatten sich zu öftern Malen über die schlechten Wege am "Specking" beschwert, (Speckinge ist gar kein eigener Name. Specke heißt im Niederdeutschen, welches bekanntlich ehemals auch in Anhalt gebräuchlich war, ein Damm in einer sumpfigen Gegend und ein solcher befand sich früher bei der Speckinge.) da der Weg von Köthen nach Dessau ehe Alten (seit 1704) angelegt wurde, über den "Specking" ging, wie diese Gegend schon damals hieß, bevor im Jahre 1743 die dortige, bis zu unserer Zeit vorhandene Ziegelscheune erbaut wurde.
Die Mühle zu Dessau bestand übrigens aus zwei größern Mühlen zu beiden Seiten des Hauptstromes und einer kleinen, unmittelbar am Lachsfang, welche zusammen, ehe die Oel-, Walk- und Lohmühle hinzukamen, stets als "Korn- und Schneidemühle" aufgeführt wurden.
Nur 63 Jahre nach dem neuen Mühlbau durch die Fürstin Henriette Katharine, im Jahre 1757, war Fürst Dietrich gezwungen, die "den gänzlichen Einfall drohenden Mühlgebäude von Grund aus neu erbauen zu lassen", wie die Inschrift sagte, die sich gleichfalls bis zum jüngsten Brande der Mühle über dem mittleren Eingang erhalten hatte.
Dieser Bau wurde binnen vier Monaten vollführt.
Nebengebäude wurden noch vom Herzog Franz und namentlich bedeutendere Erweiterungen des auf der Muldeinsel gelegenen Theiles von Herzog Leopold Friedrich zugefügt." Zitat Ende

Die Jonitzer Mühle

Dieselbe wurde im Jahre 1792 von Fürst Leopold "aus landesväterlicher Fürsorge" für die Gemeinden Oranienbaum, Wörlitz, Kakau, Hostdorf, Gohrau, Rehsen, Riesigk und Vockerode erbaut.
Die Mühle war anfangs herrschaftlich, wie fast alle Mühlen im Lande: Fürst Leopold war bekanntlich in Bezug auf seine Kasse ein trefflicher Rechenmeister.
Der Mühlenverwalter wurde in Eid und Pflicht genommen, treu und redlich zu sein, insbesondere aber die Mahlgäste friedlich zu behandeln. Dagegen wurden die Bewohner der oben genannten Dörfer durch ein fürstliches Patent, das von Ort zu Ort ging und von den Hausvorständen unterschrieben werden musste, aufgefordert, den Befehlen und Anordnungen des fürstlichen Mühlenverwalters "steif und fest" nachzukommen, Wer sich diesem widersetzte, sollte mit einem Jahr Gefängnisstrafe belegt werden, im Wiederholungsfall 2 Jahre Karrenstrafe bekommen.
Als Mahlgeld war - außer der Metze - für einen Scheffel Weizen 3 Pf., für einen Scheffel Korn oder Gerste 1 Pf. bestimmt worden.
Der erste Metzner hieß Gabriel Weinicke, aus Sachsen gebürtig, der erste Große (vermutlich ein Altgeselle oder eine vergleichbar Pertson) Andreas König.
Neujahr 1747 verpachtete der Fürst die Jonitzer-, Kapen- und Wörlitzer Mühle für 1050 Thlr. pro Anno und auf 3 Jahre an die Müllermeister Christoph Walter und Siegmund Seidel. Die Lachse und Herrenfische mussten bis 1864 an die fürstliche Hofstatt abgeliefert werden. Im Jahre 1751 stand der Jonitzer Mühle wieder ein fürstlicher Mühlenverwalter vor; derselbe hieß Joh. Christoph Stöps. Pächter derselben war 1765 Amtsverwalter Joh. Friedrich Schlobach.

Anno 1777 sollte die Mühle samt dem Baum- und Elennsgarten (Elen, der Elch) wieder verpachtet werden, doch fand sich im Termin kein Pächter. Dies bewog wohl den Fürsten Leopold Friedrich Franz Anno 1779, den 22. April, die Mühle für 2000 Thlr. und mit der Bedingung, sie neu aufzubauen, an den letzten Pächter, Johann Friedrich Schlobach zu verkaufen. Erbenzins jährlich in 2 Quoten (Ostern und Michael) je 100 Thlr.; Sterbelehn 5 Thlr.
Genannter Johann Friedrich Schlobach aus Gräfenhainichen hatte bereits 1764 eine Wittwe Rothe, geb. Lutzmann, geheiratet, deren Sohn, ein sehr geschickter Mühlenbauer, 1780 die Jonitzer Mühle von Grund auf neu erbaute, wie eine über der Tür dieser Mühle angebrachte, noch heute (1875) vorhandene sandsteinerne Tafel bekundet.
J. F. Schlobachs Sohn, Leopld Schlobach, kaufte 1793 die Mühle von seinem Vater für 12.000 Thlr. Von diesem kam sie in die Hand seines Sohnes Friedrich Schlobach, und gegenwärtig (1875) ist wieder dessen Sohn, G. A. Schlobach Besitzer, durch den die Mühle ein bedeutendes industrielles Etablissement geworden ist.
Herr G. A. Schlobach ist seit dem 1. Juli 1875 auch Pächter der Mühle zu Dessau.
Anno 1811 den 27. März früh 7 Uhr brannte die Jonitzer Mühle vollständig ab; den 23. Oktober 1825 die Graupen- und Schneidemühle.

Die Jonitzer Mühle auf der Seite 'Mühlen in Sachsen-Anhalt'

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Verwendungsverbot von Blei in der Mühle

Verordnung zum Verbot der Verwendung von Blei in der Mühle

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Königlich Preußisches Mühlenreglement von 1751

Königlich Preußisches Erneuertes und geschärftes Mühlen-REGLEMENT,
im Fürstenthum Halberstadt,
wie auch
der Grafschaft Hohenstein,
und
Herrschafft Dehrenburg.
De Dato Berlin, den 18ten Julii 1751.
HALBERSTADT
Gedruckt bey dem Königl. Preuß. Regierungs-Buchdrucker,
Nicolaus Martin Langen.

Königlich Preußisches Mühlenreglement von 1751

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Polizei-Verordnung, betreffend den Gewerbebetrieb der Müller.

Quelle: Altmärkisches Intelligenz-und Lese-Blatt Nr. 63. Dienstag den 7. August 1855

Betrifft die Einführung der Mühlenwaage in allen Mühlen des Preußischen Staates ab 4. Juli 1855

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Wichtige Daten zur Entwicklung der neuzeitlichen Müllerei

Quelle: Müller-Kalender 1950, Fachbuchverlag Leizig Seite 229/230

Zitat Anfang: Die Müllerei war bis vor etwa 120 Jahren denkbar einfach. Es gab für die Zerkleinerung der Brotfrucht nur die Mühlsteine, als Hilfsmaschinen zum Absortieren der gröbsten Schalen den sogenannten Scblagbeutel. Von den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts ab führte sich dann die amerikanische und englische Mahlweise in Deutschland immer mehr ein. Sie verwendete seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausschließlich Franzosensteine und benutzte Siebzylinder, bespannt mit holländischen Spezialgewebe, sowie Becherwerke und Schnecken für den Mahlguttransport durch mehrere Stockwerke. In Deutschland wurde 1825 die erste amerikanische Mühle in Magdeburg erbaut. Anfang der 80er Jahre war man aber bereits soweit gekommen, daß Müller die die Vereinigten Staaten bereist hatten, übereinstimmend mitteilen konnten, daß man von den Amerikanern nichts mehr lernen könne.

1932 stellte man in der Schweiz die erste Seidengaze für Mühlenzwecke her.

1810 wurde in Österreich die Grießputzmaschine von dem Mühlenbesitzer Ignatz Paur erfunden. Es entwickelte sich die österreichische ungarische Hochmüllerei. Der Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem ungarischen Mahlverfahren bestand in der Art und Anzahl der Schrotungen: Die Amerikaner schroteten nur viermal, die Ungarn acht-, zuweilen auch neun- bis zehnmal. Daraus ergab sich eine ausgedehnte Weiterverarbeitung der mehr als doppelt soviel anfallenden Zwischenprodukte.

1834 entstand der erste brauchbare Walzenstuhl, gebaut von dem Züricher Ingenieur Sulzberger, 1873 der Porzellanstuhl von Friedrich Wegmann aus Zürich, der eine grundlegende Änderung in der Müllerei herbeiführte. Von den Porzellanwalzen wurde das Grießmehl bedeutend heller als von den Mahlsteinen; auch der Dunst ließ sich nun auf diesen Walzen gut vermahlen. Mechwart, ein geborener Würzburger, benutzte für den Stuhl später Hartgußwalzen und erfand die schräge Riffelung. Von den in der Entwicklungszeit des Mühlenbaues zahlreich abgehaltenen Müllereimaschinen-Ausstellungen war die Leipziger Ausstellung im Jahre 1869 die erste. 1861 trat neben den Sichtzylinder die Zentrifugalsichtmaschine eines Dresdener Mühlenbaumeisters. 1887/88 entstand der Haggenmachersche Plansichter, 1895 der Plansichter von Konegen mit geteilter Anordnung des Siebpaketes. 1900 kamen Stützpendel-Plansichter auf. Die grundsätzliche Idee des Freischwingers stammt aus dem Jahre 1894.

Ungarn war führend in der Müllerei von etwa 1860 bis 1900, um 1900 ging diese Führung auf dem Kontinent an Deutschland über, wo besondere am Rhein und in den Nordseehäfen viele Großmühlen entstanden waren. 1910 war Mannheim der größte Mühlenplatz in Deutschland mit einer täglichen Vermahlungsleistung von 25 000 dz. Magnetapparate wurden zuerst 1877 gebaut. Die Bürste soll erstmals 1770 für Müllereizwecke angewandt worden sein. Eine Knoblauchauslesemaschine mit Gummiwalze kam 1878 aus Zürich. Die Speisewalze scheint die Erfindung eines Franzosen aus dem Jahre 1835 zu sein. Der Trieur wurde vor 1845 von dem Franzosen Vachon erfunden und ab 1867 von dem Deutschen Mayer wesentlich verbessert.

In den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam die Belüftung der Mahlgänge auf, in den 60er Jahren wurde der Mahlgangsfilter eingeführt. Mühlsteine aus Porzellan hat es 1879 gegeben, um dieselbe Zeit auch Mühlsteine aus Glas. 1884 wurde Walzenkühlung durch Wasserfüllung versucht, 1887 die Aspiration bei Walzenstühlen eingeführt.

Ein Prallzerkleinerer wurde 1881 patentiert. Das bewegliche Becherwerk für Schiffsentladungen wurde um 1880 herausgebracht. Der zylindrische Eisensilo wurde 1877 Nagel & Kaemp patentiert. Der Fahrstuhl in Mühlen ist eine Erfindung von Andreas Gärtner in Dresden aus dem Jahre 1717. Zitat Ende

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20.10.2023 © Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V.