Mühlensprüche sind so zahlreich, wie die Mühlen selber. Kein Wunder, hatten die Müller vergangener Zeiten neben
ihrer Lehrzeit auch ihre Wanderjahre zu absolvieren. Manch Müllerbursche war weit gereist, ehe er sesshaft wurde und
SEINE Mühle erwarb oder pachtete.
Natürlich lernte er während dieser Wanderjahre selbst manchen Spruch kennen, mitunter fanden sich mehr oder weniger
kluge Mühlensprüche in Fachzeitschriften oder in der Tagespresse. Doch ganz gewiss hat sich manch Müller während
der einsamen Stunden, die er bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter in seiner Mühle verbrachte, selber so manchen Spruch
erdacht. Dabei befassten sich viele Meister mit dem, was ihnen von der Natur geschenkt, oder auch von "Gott gegeben" war.
Für sie war nämlich die Natur mit ihren Launen und Unbilden Produktionsmittel, Energiequelle und letztendlich
Lebensgrundlage.
Und so kommt es, dass mitunter Sprüche, Gedichte und andere Texte auftauchen, die uns so vorkommen, als wären sie
nicht nur relativ jung, sondern hätten einen aktuellen Bezug zu unserer heutigen Zeit und Umwelt.
Nehmen wir nur das Gedicht "Die alte Windmühle" oder die Klagen der Firma "Schleuderer & Company von 1912."
Und falls sie einen solchen Mühlenspruch, ein Gedicht oder einen anderen Text kennen, der hierher passt, und hier
gut aufgehoben wäre, senden sie ihn uns zu. Sofern Ihr Beitrag sich zur Veröffentlichung hier eignet wollen wir
ihn gern in unsere Sammlung aufnehmen.
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© 12.08.2019 Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.VGefunden wurde er (auch) in der Kuckucksmühle bei Kloster Gröningen:
Trespen
Raden
Wicken
sollst du nicht zur Mühle schicken.
Denn aus solchen schlechten Sachen
ist kein gutes Mehl zu machen.
Eine etwas andere Version aus der Mühle in Dürrhennersdorf bei Löbau:
Traspe, Rod und Vogelwicken
dürft`r nich`n Müller schicken,
vom Stöhn und Kehrn muß `r `ch d`rnährn,
von Matzen und Mahln muß `r `ch d`rahln.
Altes Brot ist nicht hart.
Gar kein Brot, das ist hart.
Die alte Windmühle
(Verfasser unbekannt)
Alleingelassen und verkannt schaut eine Mühle weit ins Land.
Sie schaut zurück und denkt daran, wie sich die Zeit doch ändern kann.
Was war ich einst für'n stolzes Werk, die neue Mühle auf dem Berg.
Ich trieb die Steine groß und schwer und heute braucht mich niemand mehr.
Ich war der Technik letzter Schrei, warum ist bloß die Zeit vorbei?
War ich nicht sparsam im Verbrauch? Ich machte weder Staub noch Rauch.
Kein Wässerchen hab ich getrübt, ich hab die Umwelt stets geliebt.
Was hat man nicht in all den Jahren für schönes Mehl nach Haus gefahren.
Und das ist nun der Dank dafür, jetzt steh ich und verfaule hier.
Ich höre schon die Leute sagen, wird man einmal nach mir fragen?
An einem Hügel dicht am Ort
Stand eine Mühle, die ist fort.
Zum Geleit
Des Mühlenbauers Lieblingskind
Das ist die Mühle hoch im Wind.
Aus Stahl und Stein und festem Holz
So schlank vom Bau, so kühn und stolz.
Seht nur herauf von fern und nah,
wie eine Jungfrau steht sie da.
Mit Haube auf dem Schleppenkleid,
den Leib geschnürt, die Hüften weit,
kann laufen, gehen, ruhn und stehn,
sich leicht in jede Richtung drehn.
Sie zeigt dem Wetter stets die Stirn,
wie eine echte deutsche Eichendirn.
Quelle: Sammlung Hans Schubotz
Spruch aus der Kneisel- oder Nitzschemühle, Saubach
Die Mühle ist mein Heimatort.
Mein Reichtum und mein Glück,
Ich neide niemand um sein Geld.
hier fühl ich mich so frei
Hier leb ich wie es mir gefällt
Die Welt sei, wie sie sei
Was alles wir freudig gewähren
den Kunden in Stadt und im Land,
die uns mit Bestellung beehren,
das geben wir hierdurch bekannt:
Wir rechnen die billigsten Preise,
die uns die Kundschaft diktiert,
von Mahllohn und Kosten der Reise
wird nie was bei uns kalkuliert.
Wir zahlen den Aufschlag mit Freude
und liefern das Mehl franco Haus.
Wir geben sechs Monat nach heute
noch Skonto und Sackgeld heraus.
Wir fahren die Kundschaft spazieren
und holen ihr Holz aus dem Wald,
wir suchen das Herz ihr zu rühren
mit Gaben in jeder Gestalt.
Besonders an Weihnacht zum Feste,
da greifen wir tief in den Sack
und kaufen vom Guten das Beste
und fragen nach jedem Geschmack.
Geburtstag und Hochzeit und Taufen
beachten wir, wie sich`s gebührt,
wir sind schon für Kinder in Haufen
als Paten gesetzlich notiert.
Wenn Kunden Getreide uns senden
voll Unkraut, Brand und mit Rost,
wir zahlen sofort die horrenden,
geforderten Preise per Post.
Natürlich- die gut situierten
und ersten Geschäfte am Ort,
die nobel sofort regulieren,
die sind uns die liebsten, aufs Wort.
Doch notfalls gibt`s Geld mit Vergnügen
auf Güter im dreizehnten Rang,
wir lassen es zinslos dort liegen,
der Himmel allein weiß wie lang.
Wir nehmen die Säcke den Leuten
zu 1,50 retour ohne Groll.
Wir lassen uns herzlich gern häuten
und zeichnen noch
Hochachtungsvoll -
Schleuderer & Comp.
Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht.
Der Tag ist grau. Die Wolken ziehn.
Es saust die alte Mühle.
Ich schlendre durch das feuchte Grün
Und denke an meine Gefühle.
Die Sache ist mir nicht genehm.
Ich ärgre mich fast darüber.
Der Müller ist gut, trotz alledem
Ist mir die Müllerin lieber.
Das Müllerleben
hat Gott gegeben.
Doch das Steineschärfen
und das Mahlen bei Nacht,
das hat der Teufel erdacht.
(Zu finden in der Rysumer Mühle)
Dr Müllersfritz em Erlagrond Isch manchmal übel dra.
Er schaffet fleißig, tuat sich om , Ond mahlt au - wenn er ka.
Doch fehlt 's ehm halt am Wasser oft, Ond 's Rad stoht tägweis still.
Es dreht sich oft bloß halba rom,
Wie 's Wasser eba will.
Dem Müller, wo 's am Wasser fehlt, Fehlt 's meischtens au am Wei,
Ond wo sich 's Rad so langsam dreht, Da ka koi Wohlschtand sei.
(mündlich überliefert - Zitat Ende)
Im Geiselgrund ohn' Rad, ohn' Stein
raunt nachts bei klarer Kühle
dem Bach manch Mär und Verselein
die zeitenschwangre Mühle.
Und unser feuchter Held
trägt's tänzelnd in die Welt.
"Willst'de nicht zahlen den Zoll, droht dir der Groll."
(Spruch am Eingang der Bockwindmühle Schollene)